Nordkurier, den 05.09.2003

Lokales Pasewalk

Holzskulpturen zu Ehren einer Pappelallee
Battinsthal: Bildhauer kreieren Fantasiefiguren - Parkfest geplant

Von unserer Mitarbeiterin

Susanne Böhm

Battinsthal. Der Jurassic Park ist ein Streichelzoo gegen das was sich gegenwärtig im Battinsthaler Schlosspark abzuspielen scheint: Ein riesiger Saurier fletscht seine Zähne, ein überdimensionaler Hirsch schwenkt drohend sein Geweih und zwei furchteinflößende Urvögel gehen aufeinander los. Doch aufmerksame Beobachter erkennen schnell, dass der Saurier in Wahrheit lächelt, der Hirsch nur aufmerksam die Gegend beobachtet und die Vögel sich küssen. Und all das zu Ehren einer ehemaligen Pappelallee im nahe gelegenen Krackow. Von dort nämlich stammt das Holz, aus dem die skurrilen Tierskulpturen geschnitzt sind, die gegenwärtig den Battinsthaler Park bevölkern.

Rainer Oertel , Garten- und Landschaftsbauer aus Grünz, ist Initiator dieses hölzernen Projektes und verwirklicht damit seine ganz eigene Philosophie: "Die Leute sollten wieder mehr auf ihr Herz und ihr Heimatbewusstsein hören, anstatt ehrwürdige Bäume abzuholzen sobald sie ein bisschen stören", sagt der Naturfreund und legt den Hintergrund des Holzbildhauer-Workshops dar.

Bäume 100 Jahre alt

Er habe im Februar dieses Jahres den Auftrag erhalten, sechs Pappeln und eine Rüster am Krackower Seegraben zu fällen, habe es aber nicht übers Herz gebracht, die 100 Jahre alten Riesen einfach abzuholzen. "Die Bäume waren ungefähr 30 Meter hoch und hatten einen Durchmesser von einem bis eineinhalb Metern. Es wäre schade, wenn sie einfach aus dem Ortsbild verschwänden", erläutert der Firmeninhaber seine Beweggründe. Also einigte sich Rainer Oertel mit der Gemeinde, die Stämme nur so weit zu kappen, bis die Bruchgefahr gebannt war und die verbliebenen Stümpfe bildhauerisch zu verzieren (der Nordkurier berichtete).

Jetzt sind es jedoch die abgesägten Teile der Bäume, die im Rampenlicht stehen: Aus ihnen fertigen derzeit drei professionelle Bildhauer aus Templin, Leipzig und dem Erzgebirge zusammen mit Rainer Oertel die unterschiedlichsten Skulpturen an.

Der 39-jährige Stephan-AndrÚ Hahn aus Templin ist einer von ihnen. Mit geübten Handgriffen, Fingerspitzengefühl und Kennerblick verwandelte er einen riesigen Holzklotz in einen drei Meter hohen Saurier, der sich bei genauerem Hinsehen als Klettergerüst für Kinder entpuppt. "Ich finde dieses Projekt großartig", meint der junge Künstler überzeugt. Er habe nicht oft die Gelegenheit, mit derart großen Holzblöcken arbeiten zu können. Auch die Atmosphäre im Team und die Verpflegung seien hervorragend.

Nur wenige Meter weiter ist Stephan Voigtländer mit einer Kettensäge zugange. Mit Elan und Feuereifer rückt er einem Stamm zuleibe, dass die Späne fliegen. Die Gentechnik sei sein Lieblingsthema und tatsächlich lassen sich ineinander verschlungene Embryonen in seinem Kunstwerk erkennen.

Kämpfende Vögel

Christoph Rossner aus dem Erzgebirge legt unterdessen eine Raucherpause ein. Was seine kämpfenden Vögel letztendlich darstellen sollen, wisse er selbst noch nicht genau. "Entweder küssen oder beißen sie sich. - éBeziehungsweiseæ könnte die Skulptur heißen", sinniert er, während sich sein sägespan bestreuter Hund Ronja aus dem Staub macht. Und so verfolgt jeder Künstler in Battinsthal seine ganz eigene Vision; aber eines haben sie alle gemeinsam: Bis zum kommenden Sonntag müssen die Skulpturen fertig sein. Dann nämlich lädt der "Verein der Freunde und Förderer der von Schuckmannæschen Grabkapelle Battinsthal" zum ersten Parkfest ein und die Holzfiguren sind als Höhepunkt der Veranstaltung geplant.

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